Montag, 25. Juli 2011

Zum Häherkuckuck

20. Juli 2011 in Pomer, morgens um halb acht. Wir sitzen auf der Terasse vor unserem gemieteten Steinhäuschen mitten in Pomer, einem kleinen Dorf an der Südspitze von Istrien (Kroatien). Zum Gezirpe der Singzikaden kommt plötzlich heftiges Gezeter und Gekreisch aus den Bäumen von Nachbars Garten dazu. Werden wohl Elstern (Pica pica) sein oder sind es die Eichelhäher (Garrulus glandarius)? Beide Rabenvögel sind hier sehr häufig, beide sind sehr hübsch anzusehen, aber ihr "Gesang" - naja.

Da! Eine Elster lässt sich in den Bäumen ausmachen, doch sie scheint den Schnabel zu halten. Da ist noch ein Vogel, das ist der Schreihals! Er ist etwa so groß wie die Elster, schaut aber ganz anders aus. Die Elster flattert aufgeregt herum und scheint den seltsamen Vogel zu umsorgen, oder will sie ihn verjagen? Dann fliegt die Elster wieder weg. Was war denn das jetzt?

Unser Schreihals dürfte ein Jungvogel sein. Den Rufen und Verhalten nach ist er ein Ästling, ein Jungvogel, der nicht mehr im Nest sitzt, sondern bereits selbständig Ausflüge macht, aber immer noch mit Futter von Mama oder Papa versorgt wird.

In den gefiederten Kreisen ist es nicht unüblich, dass Jungvögel ihren Eltern nicht gerade aus dem Gesicht geschnitten sind. Oft sind die Jungen anders gefärbt, plumper, das Gefieder ist flauschiger. Aber trotz aller möglichen Unähnlichkeiten, so wie unser Schreihals aussieht, ist er nie und nimmer Mama Elsters biologisches Kind. Die Färbung ist nicht nur ein bisschen anders und vor allem der Schnabel ist ein eindeutig nicht der eines Rabenvogels.


Irgendwie erinnert mich die Gestalt und vor allem der Schnabel an einen Kuckuck, aber die Färbung ist völlig anders. Ich habe keine Vogelbstimmungsbuch mitgenommen in den Urlaub, ärgerlich. Aber zum Glück lässt sich der Vogel gern fotografieren.

Wieder daheim wird geschmökert und siehe da, es handelt sich tatsächlich um einen Kuckucksvogel. Jedoch nicht um unseren Cuculus canorus, der Kuckuck aus dem Wald ruft, sondern um einen Häherkuckuck (Clamator glandarius). Auch der Häherkuckuck ist ein Brutparasit. Er legt seine Eier in die Nester von Rabenvögeln und lässt sie von den Adoptiveltern aufziehen.

Die beobachtete Elster wird wohl so eine getäuschte Adoptivmama gewesen sein, oder ein Adoptivpapa, weil bei den Elstern beide Elternteile die Jungen versorgen. Faszinierend, dass man auch den so intelligenten Rabenvögel ein Kuckucksei legen kann...

Nachtrag vom 30.3.2014: Eine neue Studie bringt einen spannenden, neuen Aspekt in diese Angelegenheit. Derzufolge fallen die Rabenvögel doch nicht so plump auf den Häherkuckuck herein, sondern sie profitieren selbst von ihm. Einerseits werfen Häherkuckucksjunge ihre Stiefgeschwister nicht aus dem Nest, wie unser Kuckuck das macht. So ist seine Aufzucht nur mit Mehraufwand für die Stiefeltern verbunden und nicht mit dem Verlust der eigenen Brut. Und diesen Mehraufwand rechtfertigt der junge Häherkuckuck als Bodyguard: er kann stinkende, giftige Substanzen auscheiden und damit Katzen und andere Nesträuber abschrecken (http://www.sciencemag.org/content/343/6177/1350.full).

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Freitag, 15. Juli 2011

Rennradtour: Graz - Radlpass - Maribor - Spielfeld - Graz

Seit zwei Jahren bin ich nun begeisterter Rennradler. Meist kurve ich in der näheren Umgebung von Graz herum, gelegentlich rollt's aber auch mal etwas weiter. Da ich vielmehr Genussradler bin als Sportler und lieber mit Kamera ausfahre als mit Freunden, sammeln sich mittlerweile Fotos und Streckenaufzeichnungen an, während die Erinnerungen verblassen.
Um dem Vergessen vorzubeugen, werde ich künftig in diesem Blog über schöne Touren und interessante Radler-Erlebnisse berichten. Vielleicht mag sie ja auch wer anderer lesen oder lässt sich gar davon inspirieren.

Den Beginn mache ich gleich mit meiner bisher längsten Ganztagestour: von Graz über den Radlpass nach Slowenien, durchs Drautal nach Maribor (Marburg) und über Spielfeld und den Murradweg zurück nach Graz. Inklusive Irrwege maß mein Fahrradtacho 197 km. Kurz habe ich geliebäugelt durch eine Ehrenrunde die 200 km voll zu machen, aber das war mir dann doch zu blöd...
(Da mein GPS-Gerät gelegentlich ausfiel, weist die auf Bikemap gespeicherte Route nur etwa 191 km auf.)


Radroute 1089050 - powered by Bikemap 

Ich fuhr die Tour am 4. Juli 2011 und saß knapp acht Stunden im Sattel. Die Strecke verläuft auf meist ruhigen Straßen und Radwegen durch die Weststeiermark, durch das Drautal in Slowenien und entlang der Mur zurück nach Graz.

Kurz vor 10:00 Uhr ging es los. Auf bekannter Strecke rollte ich locker über Preding und St. Andrä im Sausal nach Gleinstätten, danach begann Neuland. Der Himmel war bedeckt, gelegentich sorgten ein paar Regentropfen für willkommene Kühlung. In Eibiswald gab's den ersten Verpflegungsstopp bei einem Billa. Zwei Kornspitze (dt: längliche Vollkornbrötchen) mit Butter und Käse gekauft, einen gleich gegessen, den anderen eingepackt für später. Das war dann auch schon die ganze Verpflegung für den Tag, das war mal eine ganz und gar nicht verfressene Tour ...



Gleich nach Eibiswald geht es rauf auf den Radlpass. Der ist mit seinen 650 m Seehöhe wahrlich kein Riese, hat's aber doch geschafft, mich ordentlich aus der Puste zu bringen.


Oben am Radlpass verläuft die Grenze zu Slowenien, die sich heute nur mehr als Tafel manifestiert. Ein paar verlassene Grenzshops und Wechselstuben zeugen von der Zeit, als da noch eine "echte" Grenze war. Nur ein einsamer, freundlicher Zigarettenstangen-mit-Rabatt-Verkäufer hielt die Stellung.


Links der Drau führt die schrecklich verkehrsreiche Hauptstraße entlang, die sich Radler mit rasenden, hupfreudigen Autofahrern und viel Schwerverkehr teilen müssen. Also schleunigst rüber über die Drau ...


Zum Glück kann man die Staustufen der Kraftwerke zur Flussüberquerung nutzen, denn Brücken sind rar.


Auf der rechten, südlichen Flussseite verläuft der Drauradweg. Kleine, gute Straßen mit fast keinem Autoverkehr. Der Weg führt zum Teil entlang der Drau, wo es grüner nicht grünen könnte. Der landschaftliche Höhepunkt ist aber der Abschitt, der einen Drauzufluss rauf führt. Die Velka ist ein munter plätschernder, wildromantischer Bach gesäumt von alten, verwitterten Bauernhäusern mit ungezähmten Gärten und überbordendem Blumenschmuck. Eine Gegend völlig ungeschniegelt, Leben pur.


Nach einem kleinen Pass ohne Namen, auf dem ich das zweite Käseweckerl (dt.: Käsebrötchen) verschlang, ging es wieder runter zur Drau. Leider kam ich vom rechten Drauradweg ab und landete bei Kilometer 91 abermals auf der scheußlichen Hauptstraße. Ohne venünftige Karte und schon etwas müde, wollte ich mich nicht mehr auf die Suche nach dem Radweg machen, so kurbelte ich eben lustlos weiter bis Maribor.


Nach gemütlichem durchs Zentrum rollen nebst Siteseeing - das Bild zeigt das scherzhaft "Kojak" genannte Denkmal für die im 2. Weltkrieg hingerichteten Partisanen der Volksbefreiungsarmee NOB - begann die Suche nach der richtigen Ausfahrt in Richtung Österreich. Dummerweise meinten meine beiden gespeicherten GPS-Routen, ich solle eine Straße rauffahren, die mir verdächtig nach Autobahnauffahrt aussah. Nach einigem Herumirren fand ich eine alternative Ausfahrt, die mich dann aber nicht, wie erwartet, auf geradem, ebenem Weg nach Spielfeld führte, sondern mitten rein in die hügeligsten Windischen Bühel. Und das bei prallem Sonnenschein und ohne Tropfen Wasser. Ideale Bedingungen für ein anständiges Motivationloch, aber es war das einzige der ganzen Ausfahrt. Schließlich führte der Weg aber doch nach Sentilj und weiter nach Spielfeld. Am Murradweg schüttete ich bei der ersten Radlertränke wahllos Wasser, Cola und Bier in mich rein. Die restliche Strecke zurück nach Graz rollte sich dann fast wie von selbst.

Tourverbesserungsvorschläge:

(1) Die links der Drau verlaufende Straße ist unangenehm verkehrsreich. Es gibt aber auf der anderen Seite der Drau den asphaltierten Drau-Radweg. Ich habe erst bei Podvelka den Einstieg gefunden, der Radweg war etwas hügelig und wunderschön. Leider bin ich vor Cinzat, nach einigem Zögern falsch abgezweigt und zurück auf die Hauptstraße gelangt.

(2) In Marburg bin ich ziemlich herumgeirrt um die Ausfahrt in Richtung Österreich zu finden. Meine beiden gespeicherten Tracks wollten mich auf eine Straße leiten, die verdächtig nach Autobahn aussah. So nahm ich eine Abfahrt, die mich mitten in die windischen Bühel brachte. Eine sehr schöne und sehr hügelige Strecke, die mit etwas Wasser in den Bidons sicher auch Spaß gemacht hätte.

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